Warum korrektes Anweiden wichtig ist – und was Artenvielfalt damit zu tun hat
- Harriet Charlotte Schulz
- 11. Apr.
- 4 Min. Lesezeit

Im Frühling beginnt für viele Pferdebesitzer und Pferdebesitzerinnen wieder die Zeit des Anweidens – ein entscheidender Moment im Jahr, der nicht nur die Gesundheit der Pferde, sondern auch die Zukunft der Weide beeinflusst. Es geht darum, die Tiere langsam an das frische Gras zu gewöhnen und gleichzeitig die Weide in ihrer ganzen Artenvielfalt zu erhalten.
Das Anweiden ist eine wichtige Maßnahme, um gesundheitliche Risiken wie Koliken oder Hufrehe zu vermeiden. Dabei gibt es klare Schritte, die ich für die Pferde und die Weide befolge. Doch es gibt einen entscheidenden Unterschied zwischen dem Anweiden und dem Zeitpunkt, an dem die Pferde auf die Weide dürfen.
Schritt für Schritt: So wird das Anweiden sicher
Das richtige Anweiden beginnt, wenn das Gras langsam zu wachsen beginnt, aber noch nicht in voller Blüte steht. In dieser Phase dürfen die Pferde auf der Weide laufen, aber das frische Gras sollte nur in kleinen Mengen aufgenommen werden. Hier ist ein genauer Step-by-Step-Plan, den ich für meine Pferde befolge:
Woche 1 – 10 bis 15 Minuten pro Tag:Zu Beginn bekommen die Pferde nur sehr kurze Ausflüge auf die Weide – maximal 10 bis 15 Minuten. Das Gras ist noch nicht ausreichend energiereich, aber es ist wichtig, den Verdauungstrakt der Pferde langsam an die neuen Nahrungsquellen zu gewöhnen.
Woche 2 – 30 Minuten pro Tag:Die tägliche Zeit auf der Weide wird auf 30 Minuten erhöht, wenn das Wetter es zulässt. Die Pferde beginnen, sich wieder an frisches Gras zu gewöhnen, und der Verdauungstrakt kommt langsam in Schwung.
Woche 3 – 1 bis 2 Stunden pro Tag:Nun können die Pferde etwa 1 bis 2 Stunden pro Tag auf die Weide, je nach Zustand des Grases. In dieser Zeit können sie ihr Grasaufnahmevolumen langsam steigern, ohne dass es zu Verdauungsproblemen kommt.
Woche 4 – Anpassung an die Wiese:Am Ende der vierten Woche, wenn die Verdauung sich stabilisiert hat, können die Pferde zunehmend länger auf der Weide bleiben. Dabei sollte stets darauf geachtet werden, dass sie nicht zu viel fressen, um Überlastung zu vermeiden. Wichtig ist, dass das Weidewachstum nun genug Energie liefert, um die Pferde gut zu versorgen.
Pferde auf die Weide nach der Grasblüte
Wichtig ist, dass die Pferde erst dann auf die volle Weidefläche kommen, wenn die Grasblüte abgeschlossen ist. Das bedeutet, dass die Pflanzen ihre Samen gebildet haben und somit ihre vollständige Nährstoffpalette bieten können. Ein frühzeitiges Weiden kann die Grasnarbe schädigen und die Artenvielfalt verringern.
Was tun, wenn die Wiese wenig Artenvielfalt bietet?
Eine artenarme Wiese kann auf lange Sicht die Gesundheit der Pferde beeinträchtigen. Glücklicherweise gibt es Möglichkeiten, die Artenvielfalt auf der Weide zu fördern. Wer eine Wiese mit wenig Pflanzenvielfalt hat, kann diese durch gezielte Maßnahmen wiederbeleben.
Verjüngung der Weide durch Umbruch oder Nachsaat
Eine einfache Möglichkeit, die Artenvielfalt zu steigern, ist die Nachsaat. Diese sollte idealerweise nach der Grasblüte im Sommer oder im späten Frühjahr erfolgen. Hierzu werden spezialisierte Saatmischungen für Pferdeweiden verwendet, die ein ausgewogenes Verhältnis von Gräsern, Kräutern und Leguminosen bieten. Beliebte Mischungen beinhalten beispielsweise Kleearten, Wiesenkerbel und verschiedenen Kräuterarten wie Johanniskraut und Spitzwegerich. Solche Kräuter bieten nicht nur zusätzliche Nährstoffe, sondern fördern auch das natürliche Gleichgewicht der Weide.
Pflanzen von Wildkräutern
Die gezielte Pflanzung von Wildkräutern kann ebenfalls helfen, die Artenvielfalt zu erhöhen. Einige Kräuter wie Kamille, Löwenzahn und Brennnesseln sind besonders gut für Pferde und bieten wichtige sekundäre Pflanzenstoffe, die den Stoffwechsel und das Immunsystem unterstützen. Auch die Verwendung von speziellen Pferdekräutermischungen für die Weide kann dazu beitragen, die Gesundheit der Tiere zu fördern.
Pflege der Wiese
Neben der Aussaat ist es entscheidend, die Wiese richtig zu pflegen. Dazu gehört, dass die Fläche nicht überdüngt wird, da zu viel Stickstoff das Wachstum von Gräsern auf Kosten von Kräutern begünstigen kann. Ideal ist eine mäßige Düngung und das regelmäßige Mähen nach der Blüte, um die Entwicklung von Samen zu fördern. In diesem Zusammenhang ist es auch wichtig, die Weide im Herbst nicht zu intensiv zu beweiden, um den Boden zu schonen und die Nährstoffreserven für das nächste Jahr zu sichern.
Bodenbearbeitung und Renovierung
In besonders einseitigen Fällen kann es notwendig sein, die Weide stärker zu sanieren. Dies kann durch das Umgraben und Neuansäen geschehen. Das sorgt dafür, dass sich neue Pflanzenarten besser etablieren können. Hierbei sollten spezielle Pferdeweidensaatgüter verwendet werden, um die gewünschte Artenvielfalt zu gewährleisten.
Fazit: Geduld und Pflege zahlen sich aus
Das richtige Anweiden ist ein wichtiger Schritt für die Gesundheit der Pferde und die Erhaltung der Weide. Geduld ist gefragt – sowohl bei der Anpassung der Pferde an das frische Gras als auch beim Warten auf die Grasblüte. Wer zusätzlich die Artenvielfalt seiner Weide fördern möchte, sollte nicht nur an die richtige Pflege denken, sondern auch gezielt neue Pflanzenarten integrieren. Eine gesunde und vielfältige Wiese ist nicht nur gut für die Pferde, sondern auch für das gesamte Ökosystem.
Quellenangaben:
BUND – Warum Wiesen erst nach der Blüte gemäht werden sollten: https://www.bund.net/themen/naturschutz/wiesen-und-weiden
Landwirtschaftskammer NRW – Pflege von Pferdeweiden (PDF): https://www.landwirtschaftskammer.de/lufa/download/fachinfo/boden/pflege_von_pferdeweiden.pdf
Barenbrug Deutschland – Pflegehinweise und Bedeutung von Kräutern auf Pferdeweiden: https://www.barenbrug.de/pferdeweiden/pflege-von-pferdeweiden
Schwarzenberger – Vielfalt auf der Pferdewiese: https://www.schwarzenberger.com/de/themenwelten/pferde/pferdewiese/
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